Lange habt Ihr auf diesem Kanal nichts von mir gehört. Mein Podcast hat den Blog abgelöst. Schnell mal was auf die Ohren, das war die Idee Anfang des Jahres und auch für mich die schnellere Variante, da ich ja bis März eigentlich permanent unterwegs war…
Und plötzlich ist alles anders… …mit den ersten Seminarabsagen war mir klar:
Jetzt heißt es nicht mehr nur was auf die Ohren, sondern auch etwas für die Augen tun.
Körpersprache transportieren in Zeiten von sozialer Distanz. Es entstanden mit meiner lieben Kollegin Christine Carus zwei wunderbare Projekte. Die Freistunde für Kids und das Coaching Café .
Jeden Tag waren wir online mit tollen Kollegen, Kids und deren Eltern im Kontakt. Hatten so viel virtuellen Austausch, dass von sozialer Distanz nichts zu spüren war. Auch mit meinen Kooperationspartnern entstanden so viele geniale Ideen, dass keine Zeit für das Schreiben oder Aufnehmen von Podcast oder Videos blieb…
Nun ist Mai und gestern, während meiner kurzen Fahrradtour habe ich zum ersten Mal die Maskenpflicht und richtige soziale Isolation gespürt. Und das ist der Grund, warum ich heute schreibe…
Bis heute habe ich mir keine Maske gekauft und es gibt für mich auch nur zwei Situationen, in denen ich bereit wäre eine Maske zu tragen: Die Eine wäre, ich selbst oder meine Lieben müssten ärztlich versorgt werden, die Andere, mein altes Kätzchen Maxi müsste zum Dok.
Alles andere bekomme ich heutzutage anders hin. Frisches Obst und Gemüse kann ich zum Glück nebenan auf dem Feld kaufen, Vieles habe ich sowieso daheim bzw. kann es mir online bestellen. In mir hat wohl schon immer ein kleiner Hamster gesteckt 😉 oder es lag einfach daran, dass ich zwar gerne einkaufe, aber auch viel unterwegs war. Außerdem habe ich einen wunderbaren Mama-Papa-Garagen Lieferservice, der hin und wieder Leckereien aus dem Garten oder Selbst Gebackenes bringt…
Aber zurück zu den Masken…
Ich denke, die Wenigsten von Euch wissen, dass ich vor knapp 4 Jahren -in meinem vorherigen Leben als Filialleiterin einer Bank- einen bewaffneten Banküberfall miterleben durfte. Und dieses Erlebnis doch unglaublich viel in meinem Leben verändert hat. Ich habe mich zwar schon vorher intensiv als Führungskraft mit Coaching und Training beschäftigt. Aber dieses Ereignis hat mich noch stärker in meine Richtung geschupst.
Nicht nur die mentale Stärke, sondern vor allem das Thema Körpersprache und auch die Psycho-Physiognomik – die Lehre der Menschenkenntnis- haben mich in ihren Bann gezogen. Und genau dieses Wissen führt heute dazu, dass ich mich bewußt gegen das Tragen einer Maske entscheide und mich nun traue dies auch öffentlich zu begründen.
Was macht soziale Distanz und dazu noch das Tragen einer Maske mit uns?
Soziale Distanz ist ideal, für jeden formellen Anlass. Dies erkläre ich den Teilnehmern in meinen Seminaren. Der gewünschte 1-3 Meter Abstand – im Idealfall gegenüber- lässt jedem den Raum, den er braucht. Niemand fühlt sich bedroht und dennoch haben wir genug Raum für soziale Interaktion. Im geschäftlichen Kontext empfehle ich diesen Abstand, um Interesse zu signalisieren, aber nicht aufdringlich zu erscheinen.
Im privaten Bereich bewegen wir uns jedoch lieber in der vertrauten Distanz. Ein halber bis ein Meter lässt das Eindringen in den privaten Raum zu und ermöglicht uns den persönlichen Austausch. Dies wird uns nun durch den Virus genommen…
Vertrauensaufbau ist somit nur noch schwer möglich. Dies macht etwas mit uns Menschen…
Kennt ihr die Aussage „Ich kann Dich gut riechen“? Genau das ist bei dieser Distanz möglich und ich kann mich neben dem Sinnesorgan Auge – Sehen und den Ohren – Hören, auf ein weiteres Sinnesorgan – die Nase, also das Riechen verlassen.
Allein der medizinisch notwendige Mindestabstand macht also etwas mit uns und unserem Umfeld.
Was aber, wenn nun auch noch Teile des Gesichts abgedeckt werden?
Ein großer Teil der Mimik – also unseren Regungen im Gesicht werden nun mit der Maskenpflicht verdeckt.
Der Gesichtsausdruck verrät uns etwas über den Zustand und auch die Gefühlslage unseres Gegenübers.
Er wird insbesondere durch den Mund und unsere Augen bestimmt. Der Mund ist zudem der beweglichste Teil unseres Gesichts.
Mimik ist schwer berechenbar und kann sich innerhalb von Sekunden verändern – was aber, wenn ich sie nur noch zur Hälfte sehe?
Hinzu kommt, dass aktuell viele Menschen -in meiner Wahrnehmung- auch auf den Boden schauen, also auch ihre Augen nur schwer sichtbar sind.
Aus psychophysiognomischer Sicht steht der Mund für Gefühl und Genuss. Er ist die Ausdruckszone für das Gefühls- und Genussleben. Am Mund zeigt sich das seelische Empfinden und das Fühlen des Menschen. Mit dem Mund kommunizieren wir. Die Mundwinkel verraten mir etwas über die Lebenseinstellung des Menschen. Über den Lippen erkenne ich die Achtsamkeit, Feinsinnigkeit, aber auch die Zielorientierung eines Menschen. Und auch das Kinn und der Kiefer verraten so viel über die Art des Tuns.
Auch wenn Du die Physiognomik nie erlernt hast, wirst Du dennoch intuitiv darauf reagieren. Stell Dir einmal heruntergezogene Mundwinkel vor – was fällt Dir dazu ein? Oder was empfindest Du, wenn Dich ein Mensch anlächelt? Welchen Eindruck hast Du von einem Menschen mit sehr schmalen, vielleicht zusammengebissenen Lippen und wie wirken Menschen mit vollen Lippen auf Dich?
Nun sehen wir dieses wichtige Areal plötzlich nicht mehr –
was macht es mit uns?
Auch wenn unser Verstand immer wieder behauptet, dass wir uns über das gesprochene Wort, also den Inhalt gut ausdrücken können, zeigen Studien, dass lediglich 7% meines Ausdrucks auf den Inhalt fallen.
Was sind also unsere entscheidenden Wirkungsfaktoren?
Zunächst 38% unsere Sprache – vor allem die Stimme, damit bleibt aber der Hauptteil – nämlich 55% bei der Körpersprache und hierzu zählt vor allem die Mimik und die Gestik…
Und wieder die Frage – Was macht das mit uns Menschen?
Ich kann Euch nur meine Sichtweise verraten, die sicher durch den bewaffneten Banküberfall geprägt ist…
Dieses Verhalten macht Angst. Es sorgt dafür, dass Menschen plötzlich weniger Lächeln, schnell wieder in den maskenfreien Bereich zurück wollen, sich teilweise eingeengt fühlen, keine Luft bekommen, auf den Boden schauen und schnell aus der Situation flüchten wollen.
Angst schadet uns dauerhaft und macht etwas mit unserem Gehirn. Dazu möchte ich Euch mehr in meinem nächsten Blog verraten.
Bis dahin freue ich mich Viele von Euch im nächsten Coaching Café, der nächsten Freistunde, in anderen virtuellen Formaten oder gerne auch draußen in der Natur anzulächeln, denn ob ihr es glaubt oder nicht…
Anschauen und Anlächeln wirkt auch auf Distanz und sorgt für reichlich Glückshormone, bei mir selbst und auch den Anderen.
Bis dahin – Bleibt gesund und lächelt viel!
Eure Anja