Wer mich kennt weiß, daß ich eher selten sprachlos bin 😉
Als ich meinen letzten Gedanken – wertfrei nach einem Treffen mit meiner Freundin und anschließendem Warten in der Werkstatt- gepostet habe, weil es mich wirklich nachdenklich gestimmt hat, folgten binnen einer Stunde ca. 30 Kommentare…
Interessant, dachte ich mir und war aber teilweise erstaunt, was ich mit meinem -vermeintlich- neutralen Gedanken ausgelöst hatte. Und die Diskussion ging weiter…
An dieser Stelle traf ich die Entscheidung mich auszuklinken und habe mich ernsthaft gefragt, ob ich diesen Post wieder löschen sollte. Anderseits zeigt es doch, dass mein Gedanke auch andere -auf vielfältige Art und Weise – beschäftigt und dies wiederum führt zu diesem Artikel.
Zum Einen musste ich in diesem Moment sehr an ein letztes Webinar denken, in dem der Satz fiel:
Besserwisserei ist die neue Rolex und Social Media macht dies definitiv möglich.
In dieser besonderen Zeit wird jeder auf sich selbst zurückgeworfen, jeder hat eine Meinung oder Idee und einige vertreten diese sogar so vehement und öffentlich, dass sie andere angreifen.
Es scheint anstrengender zu sein etwas auszuhalten, als sich dagegen zu wehren.
Warum können wir nicht miteinander diskutieren und kommunizieren ohne zu verurteilen und zu bewerten?
Warum können wir die Andersartigkeit des anderen nicht akzeptieren oder wenigstens respektieren?
Warum scheinen Kommunikationsbasics in der virtuellen Welt nicht zu gelten oder ist das in der realen Welt auch so?
Und da fiel mir das Modell der Einflussnahme anhand des Circle of Influence von Stephen Covey ein…
Wir nutzen dieses Modell häufig bei Führungskräften und Teams in Veränderungssituationen. Und da wir gerade auch tägliche Veränderungen in einer immer komplexer werdenden Welt erleben, kann dieses Modell wunderbar übertragen werden. Denn es hilft uns zu analysieren, welche Angelegenheiten wir beeinflussen können und welche nicht.
Einflußnahme steigert Selbstwirksamkeit und verhindert Energieverschwendung!
Dieser facebook Post hat mir gezeigt, wieviele Menschen gerade Zeit damit verbringen sich zu ärgern oder Sorgen über etwas zu machen, vor allem, über Dinge, die sie nicht beeinflussen können oder gar nicht betreffen…
Das bindet viel Energie und Kraft.
Wäre es da nicht sinnvoll den Fokus auf das zu richten, was ich beeinflussen kann?
Im Modell von Covey unterscheiden wir drei Bereiche.
Den Circle of Concern oder auch den Betroffenheitsbereich. In diesen Bereich entfällt alles, was wir akzeptieren müssen. Es ist so wie es ist. Hierzu gehört beispielsweise die Tatsache, dass es COVID 19 gibt, genauso aber auch Dinge wie die Wirtschaft, die Inflation, der Verkehr, die Maskenpflicht oder ganz banal das Wetter.
Im Übrigen auch die Reaktionen anderer, wie in meinem Fall auf einen neutralen Gedanken via facebook. In diesem Bereich habe ich im Zweifel nur sehr kleine Spielräume. Ich bin betroffen und muss es nun akzeptieren. Bei einigen Menschen ist dieser Teil auch gleichzusetzen mit dem „Jammertal“. Ich binde Energie, Gedanken und viel Kraft für Dinge, die ich nicht direkt beeinflussen kann, beschwere mich aber mit wachsender Begeisterung darüber.
Im Circle of Influence geht es nun um Möglichkeiten. Hier heißt es „versuchen“ – auch auf die Gefahr hin zu scheitern bzw. ich sehe hier eher die Chance etwas Neues zu Lernen.
Denn ein Fehler ist es doch nur in meiner Definition, wenn ich ihn dazu mache. Ich wusste es zu diesem Zeitpunkt nicht besser, habe es versucht und es ging gut, oder ich bin falsch abgebogen und habe die Chance der Korrektur.
Wenn wir an die o.g. Themen denken, was liegt denn da in meinem Einflussbereich? Im Zweifel, wenn mir die Wirtschaft und Inflation in diesem Land nicht passt, mir ein anderes zu suchen? Statt mich in den Stau zu stellen, den Umweg über die Landstraße zu nehmen, bei schlechtem Wetter trotzdem etwas Schönes zu unternehmen oder auch statt mit Maske einkaufen zu gehen, den Lieferservice nutzen?
Ja, das kann anstrengend sein, länger dauern oder mehr „kosten“!
Leichter ist es sicher sich darüber zu beschweren oder zu jammern. Aber wie schon oben beschrieben: Das kostet Energie, die ich so viel besser nutzen könnten: Möglichkeiten zu Wirklichkeiten werden lassen, innerhalb meines Circles! Und das ist für mich auch der entscheidende Punkt:
Jeder Mensch ist ein Unikat, hat seine eigene Geschichte, eigene Erfahrungen, seine ganz eigenen Gedanken und Handlungsmuster. Wenn ich entscheide, dass ein Thema in meinem Circle of Influence liegt, darf ich nicht automatisch davon ausgehen, dass dies bei meinem Partner, Freund, Nachbarn, Eltern oder auch den Lehrern genauso ist.
Es ist mein (ur)eigener Einflussbereich.
Als Coach gebe ich hier lediglich Hilfestellung aus Möglichkeiten Wirklichkeiten werden zu lassen. Die Entscheidung trifft aber jeder für sich. Und ich kann mich jeden Tag und in jeder Situation entscheiden Energie mit Jammern, Meckern, Kämpfen zu verschwenden oder das Thema in meinen Einflussbereich zu nehmen und zu schauen, wie ich damit umgehe.
Habe ich wirklich keinen Einfluss bleibt immer noch die Annahme oder Akzeptanz und den Gedanken daran loszulassen.
Wir haben in diesem Modell noch einen spannenden dritten Bereich:
Den Circle of Control. Hier bin ich Chef im Ring. Hier komme ich ins TUN. Habe das Ruder in der Hand und steuere mein Schiff durch das stürmische Gewässer der Veränderung.
Warum kann ich dies hier tun? Weil ich hier meine Stärken nutze und im Flow bin.
Ich möchte Euch anhand eines Beispiels erklären, wie ein und dieselbe Sache bei unterschiedlichen Menschen in unterschiedlichen Bereichen angesiedelt sind.
Ich nenne das Thema „Berichterstattung zum Virus“.
Im Zweifel habe ich wenig Einfluss darauf, was die Medien veröffentlichen, dies liegt somit im Circle of Concern. Es sei denn, ich bin Chef eines TV Senders oder Zeitung, dann sieht dies schon anders aus. In meinem Einflussbereich liegt es aber, was ich an Medien und in welcher Intensität ich konsumiere. Ich kann ebenfalls entscheiden, ob ich überhaupt einen Fernseher habe, eine Zeitung lese oder in Social Media aktiv bin. Im Circle of Control habe ich diese Entscheidung getroffen und tue es. Den Fernseher aussschalten oder maximal einmal am Tag Nachrichten schauen oder lesen oder einfach mal eine „Social Media freie Fastenzeit“ genießen.
Ihr merkt schon, nicht jeder ist mit allem einverstanden. Der eine fühlt sich nicht wohl uninformiert zu sein, der andere genießt die Ruhe. Der Nächste liest gar keine Zeitung und der Übernächste schaut einfach schon lange keine Nachrichten mehr.
In Köln würde man sagen: „Jede Jeck is anders“ und ich glaube dieser Meinung können sich fast alle anschließen. Diese Andersartigkeit des Anderen zu akzeptieren, scheint in der heutigen Zeit dennoch schwer.
Wäre es da nicht sinnvoller, sich mit sich selbst zu beschäftigen, sich (seiner) Selbst bewusster zu werden, Resilienz zu entwickeln indem ich meine Stärken kenne und nutze?
Wenn ich weiß, wie meine Stärken und Talente, mein Wissen und meine Erfahrungen mich unterstützen, dann werde ich viel besser jede Krise meistern. Denn ich kann entscheiden, was in meinem Einflussbereich liegt und was mir eher schwerfällt. Welche Stärke mich unterstützt und welche hinderlich ist.
Und genau das ist meine Aufgabe und Mission:
Menschen zu unterstützen ihre Stärken und Talente zu erkennen! Diese zu leben und im Flow zu sein. Auf dieser Grundlage das Vertrauen zu haben und zu wissen: Es geht weiter, ich kann (fast) immer Einfluss nehmen! Sich selbst ermächtigen, Eigenverantwortung übernehmen und manches einfach annehmen oder akzeptieren.
Etwas mehr WIR und weniger MIR. Etwas mehr Ubuntu, die südafrikanische Philosophie der Verbundenheit leben: Ich bin, weil wir sind!Erkennen, dass jeder von uns nur durch die Existenz der anderen leben kann und die für mich immer wieder inspirierend ist. Das bedeutet allerdings Demut und sich nicht– auch nicht durch Meinungen – über andere zu erheben.
Etwas mehr im Hier und Jetzt sein. Dem Anderen Gehör schenken und seinen „Tanzbereich“ akzeptieren.
Oder wie es René Borbonus beschreibt: Es braucht mehr Gleichherzige, als Gleichgesinnte!
Und es darf auch Tage geben, an denen wir uns ärgern, jammern oder fluchen, aber stellt Euch immer wieder die Frage:
Was habe ich dennoch und vor allen was bleibt, auch wenn mir das gerade nicht passt oder mir genau das genommen wird? Vielleicht ist genau das der Moment wesentliche Dinge zu entdecken, die ich gar nicht mehr wahrgenommen habe? Dankbar zu sein für das, was ich habe, was inzwischen so selbstverständlich ist, dass ich es übersehe?
Wir haben immer die Möglichkeit etwas zu tun und ich wähle die mir in diesem Moment sinnvoll erscheinende Variante.
Ich habe letztens einen schönen Alternativbegriff für Krise entdeckt. Dieser lautet KREATISE und geht mit mir in Resonanz, da gerade so viel Kreatives, Neues entsteht, aber auch Altes neu entdeckt wird.
In diesem Sinne wünsche ich Euch viele Gleichherzige in Eurem Leben, mit denen Ihr diese besondere Zeit kreativ nutzen könnt. Und wer nun etwas mehr Klarheit bezüglich seiner Stärken braucht, darf gerne hier schauen.
Eure Anja